Transaktionsfinanzierung – der Kern der Unternehmensnachfolge

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und laut dem aktuellen KfW- Mittelstandspanel steht dieser vor einer gewaltigen Transformation: 150.000 der rund 3,4 Millionen mittelständischen Unternehmen stehen zwischen 2018 und 2022 vor der Aufgabe der Unternehmensnachfolge.

Während noch vor einigen Jahren anzunehmen war, dass der Großteil dieser Unternehmen familienintern übernommen wird, geht die Tendenz heute in eine andere Richtung: Laut dem Bonner Institut für Mittelstandsforschung plant mit 47 Prozent fast die Hälfte aller Unternehmen Übergaben an familienexterne Nachfolger. Traditionelle Konzepte lassen sich heutzutage immer seltener realisieren, Alternativen wie der Management-Buy-Out (MBO) oder der Management-Buy-In (MBI) rücken als Nachfolgestrategien stärker in den Fokus. Dabei spielt neben der Frage, ob der oder die NachfolgerIn bereits firmenintern bekannt ist, vor allem die Finanzierung der Transaktion eine zentrale Rolle. Denn sie entscheidet meist über den Erfolg oder Misserfolg der Unternehmensübergabe. Ein schwieriges Unterfangen, gerade wenn es darum geht, das Unternehmen möglichst lukrativ zu verkaufen und eine tragbare Finanzierungsstruktur zu schaffen, ohne dabei das Fortbestehen des mühsam Aufgebauten zu gefährden.

Eigenkapital - das First-Loss-Piece

Der Anteil an Eigenkapital, den die Käufer einbringen können, ist im Rahmen eines Unternehmenskaufs durchaus relevant. Schließlich geht es darum, den unternehmerischen Ertrag und damit die größtmögliche Rendite zu erzielen. Entsprechend sollte beim Erwerber eine gewisse Risikobereitschaft vorhanden sein. Insbesondere klassische Transaktionsfinanzierer wie Banken setzen häufig hohe Eigenkapitalquoten von bis zu 50 Prozent voraus. Diese stellen jedoch vor allem für potenzielle MBO- und MBI-Kandidaten eine Herausforderung dar. Wenngleich hier Eigenkapitalpartner oder Mezzanine-Finanzierungen Lösungen bieten können, birgt die hohe Eigenkapitalquote einen entscheidenden Nachteil: Der Leverage-Effekt bleibt aus oder kann nur beschränkt genutzt werden. Leverage-Effekt bedeutet, dass die Eigenkapitalrendite steigt, wenn der Fremdkapitalanteil einer Transaktion erhöht wird. Dies ist immer dann möglich, wenn die Gesamtkapitalrendite höher ist als die Fremdkapitalkosten.

Vendor-Note und Earn-Out-Strukturen – aktuell relevanter denn je

Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen für große Unsicherheiten gesorgt. Gleiches gilt auch für den mittelständischen M&A-Markt. Schon vorher waren im Rahmen der Eigenkapitalthematik das Verkäuferdarlehen oder der Earn-Out relevante Elemente einer Transaktionsfinanzierung. Ein Verkäufer hat sie in der Verhandlung häufig zu akzeptieren – bei entsprechend fairer Ausgestaltung der Verträge können sie jedoch für alle Seiten eine vorteilhafte Lösung sein. Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Gesamtsituation hat sich dieser Umstand noch einmal verstärkt. Dennoch führen auch diese, der Senior-Tranche gegenüber nachrangigen, Kaufpreisbestandteile zumeist nicht zu einer vollständigen Lösung der Eigenkapitalthematik.

Alternative Finanzierungsformen

Im Rahmen größerer mittelständischer Transaktionen haben sich Debt-Fonds seit Längerem als alternative Finanzierungsanbieter etabliert. Ob Senior- oder Juniortranche, First-Out- sowie Second-Out-Struktur oder Unitranche: Für jeden Bestandteil der Kaufpreisfinanzierung bieten Fonds entsprechende Alternativen an.
Darüber hinaus haben sich insbesondere bei kleineren Transaktionen und wenn es schnell gehen muss in den letzten Jahren vermehrt Direct-Lending-Plattformen wie die creditshelf AG in diesem Segment etabliert. Mit teilweise standardisierten Finanzierungslösungen bietet das Angebot der creditshelf AG diverse Vorteile:

  • Verzicht auf dingliche Sicherheiten: Die Finanzierung bleibt eine Unsecured-Senior- Tranche, es profitieren beide Seiten: Der Seniorfinanzierer hat eine ähnliche Sicherheit wie bei klassischen Nachrangfinanzierungen und der Kunde erhält zusätzliches Fremdkapital.

  • Verzicht auf Equity-Kicker: Equity-Kicker und ähnliche Aufschläge entfallen bei der creditshelf AG. Es verbleiben lediglich fixe Vergütungskomponenten.

  • Höherer Leverage-Effekt: Da Direct-Lending-Anbieter sehr bewusst in die oben geschilderte Position gehen, sind auch geringe Eigenkapitalquoten von um die 30 häufig möglich, ohne dass hieraus ein Problem etwa für die Bank in der Senior-Position entsteht. Der Leverage-Effekt – und damit die Rendite für den Käufer – erhöht sich.

  • Hohe Geschwindigkeit: Die Nutzung digitaler Technologie erhöht die Geschwindigkeit im Prozess, was insbesondere bei Transaktionsfinanzierungen entscheidend sein kann.

Abschließend lässt sich festhalten, dass bei der Transaktionsfinanzierung mittelständischer Unternehmensnachfolgen Direct-Lendig-Plattformen wie creditshelf durchaus attraktive Bestandteile bereitstellen können. Bei kleineren Transaktionen ist inzwischen sogar die vollständige Finanzierung über eine P2P-Plattform möglich. Diese Verbreiterung des Finanzierungszugangs ist ein Mehrwert, der insbesondere in den nächsten Jahren, wenn die Anzahl an externen Nachfolgen weiter zunimmt, entscheidend sein wird. Am Ende profitieren hier alle: Der Alt-Unternehmer erhält einen attraktiven Kaufpreis und der Nachfolger eine tragbare und für ihn selbst attraktive Finanzierungsstruktur.

 
Über den Autor
Stephan Schneider verantwortet als Partner Manager bei der creditshelf AG den Auf- und Ausbau des Kooperationspartnersegments im Vertrieb. Hierzu zählen neben Corporate Finance Beratern, Debt-Advisor oder Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern auch Darlehensvermittler und andere Berater. Zuvor hat er den Aufbau des gleichen Segments bei einer anderen Kreditplattform mitbegleitet, nachdem er mehrere Jahre im klassischen Bankgeschäft tätig war. Er studierte Finance & Management im Bachelor an der Frankfurt School of Finance & Management und ist darüber hinaus dipl. Bankbetriebswirt. Aktuell absolviert er neben seiner Tätigkeit bei der creditshelf AG einen MBA, ebenfalls an der Frankfurt School.

 

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