Die neue Arbeitswelt nach der Pandemie

Die neue Arbeitswelt nach der Pandemie

Dass die Corona-Pandemie die Arbeitswelt mehr als nur ein bisschen auf den Kopf stellte, ist nichts Neues. Wenn vor Beginn der Pandemie lediglich 4% der Deutschen im Homeoffice gearbeitet haben, stieg diese Zahl im ersten Lockdown auf 27% und lag auch im Januar 2021 bei 24% [1]. Früher unvorstellbar gewesen, war doch Homeoffice etwas für diejenigen, die keine Lust auf Arbeiten hatten, für die „Faulen“. Ironisch, dass gerade Corona es geschafft hat, diese Einstellung zu ändern. Nun stellt sich jedoch die Frage, wie sich die Arbeitskultur entwickeln wird, sobald die Pandemie unter Kontrolle gebracht wurde. Werden alle Entwicklungen links liegen gelassen und die Beschäftigten wieder ins Büro geschickt? Oder ist ein solcher Schritt überhaupt nicht mehr möglich und in Zukunft werden Flexibilität und ortsunabhängiges Arbeiten nur eine noch tragendere Rolle spielen?

 

Zurück ins Büro?

Fakt ist, Corona hat die Arbeitswelt in die Digitalisierung „getrieben“ und hat man während der Pandemie festgestellt, dass das Remote Work-Konzept funktioniert, ist es schwierig Angestellten zu erklären, dass man ihnen dieses Privileg nehmen möchte. Denn aus welchem Grund? Wenn der Arbeitgeber auch nach einer solchen Ausnahmesituation und dem Beweis, dass das Arbeiten von zu Hause effizient abläuft, kein Vertrauen zu seinen Mitarbeitern aufbringen kann, wird er es dann jemals?

So geht es momentan führenden Sales- und Trading-Mitarbeitern bei JPMorgan Chase & Co. Diesen wird gesunkene Produktivität vorgeworfen, was die Geschäftsleiter dazu verleitete, ab dem 21. September wieder die Anwesenheit im Büro zu verordnen. Vorstandschef James Dimon verkündete bereits im September „länger andauerndes Arbeiten von zu Hause werde wirtschaftlichen und sozialen Schaden anrichten".[2] Auch Goldman Sachs und Blackstone wollen zur traditionellen Arbeit im Büro zurückkehren. Doch im Gegensatz zu Berufen, bei denen die Möglichkeit zum Homeoffice von vornherein ausgeschlossen ist, wie z.B. im Handwerk, ist dies bei Banken nicht der Fall. Prinzipiell könnten auch Goldman und Co. ihren Mitarbeitern weiterhin diese Flexibilität ermöglichen, hier steht jedoch etwas anderes im Vordergrund: Profit. „Wir haben Aufträge nicht bekommen, weil Banker der Konkurrenz persönlich beim Kunden waren und wir nicht“ ist Dimons Begründung für seine Entscheidung. Eventuelle Ansteckungsgefahren und Rücksicht auf Risikogruppen werden hier außer Acht gelassen. Dass es auch anders geht, zeigt Fréderic Oudéa, CEO von Société Générale: “Die Idee, dass man nur gewinnt, wenn man 22 Stunden des Tages im Büro verbringt, ist veraltet“.[3] Er wies Dimons Befürchtung zurück, dass Banker Geschäfte verlieren könnten, wenn sie Kunden nicht persönlich treffen. Im Bereich Finanzdienstleistungen scheinen die Meinungen zum hybriden Arbeiten auseinanderzugehen. Ob sich Mitarbeiter, die von diesem Recht ausgeschlossen werden eventuell zu einem Wechsel entscheiden bleibt abzuwarten, ist aber nicht allzu wahrscheinlich, da Angestellte, die es zu Goldman Sachs geschafft haben stolz auf diesen Namen sind und ihn ungern gegen einen „schlechteren“ eintauschen.

 

Auch Arbeitgeber profitieren

Doch wie ist die allgemeine Meinung in Deutschland? Laut einer Studie von EY, bei der 1.000 Angestellte befragt wurden, gaben 4 von 5 Leuten an, dass sie mit Homeoffice so zufrieden sind, dass sie dieses System zumindest teilweise beibehalten möchten. Fast die Hälfte gibt an davon auszugehen, dass sie in Zukunft komplett ortsunabhängig arbeiten kann. Stimmt der Grad an Digitalisierung im Unternehmen und hat sich die Effizienz des Arbeitens von zu Hause bewährt, gibt es dagegen auch wenig einzuwenden. “Ich denke man kann nach der Pandemie nicht mehr so weitermachen wie vorher. Die ganzen neuen Wünsche und Erfahrungen nach Corona muss man nutzen, um das Beste für beide Seiten herauszufinden. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer” meint unsere HR-Managerin Therese Pauli. Denn Remote Work hat nicht nur Vorteile für den Arbeitnehmer, der natürlich die Fahrtzeit und -kosten einspart und sein Arbeitsleben unter Umständen besser mit dem Familienleben vereinbaren kann, sondern auch der Arbeitgeber wird nicht benachteiligt. Immer mehr Unternehmen reduzieren ihre Geschäftsräume und sparen damit Miet- und Instandhaltungskosten ein. Außerdem spricht die Möglichkeit auf hybrides Arbeiten für die Modernität des Unternehmens, was seinem Image zugutekommt, insbesondere dem Umweltaspekt, der durch das Vermeiden von vielen Fahrten zum Büro hervorgehoben wird.

 

Die Kehrseite

Doch selbstverständlich ist es naiv zu behaupten hybrides Arbeiten ist die einzigwahre Lösung und alles andere sei schlecht. Manche Unternehmen haben gegebenenfalls noch nicht die Kapazitäten, ihre Mitarbeiter mit der nötigen Infrastruktur auszustatten, was 94% der in der EY Studie befragten Personen erwarten. “Die Häufigkeit von Videocalls & digitalen Meetings hat stark zugenommen. Da haben jungen Unternehmen und Fintechs natürlich einen einfacheren Zugang als traditionelle Unternehmen, welche ihre Arbeitnehmer bis dato noch nicht mit Laptop und Handy ausgestattet hatten. Manche Arbeitgeber hatten hier auch einen erhöhten Aufwand, weil sie für alle erst einmal Laptops anschaffen mussten”, erklärt creditshelfs Personalreferentin Stephanie Barthel. Gerade älteren, traditionellen Unternehmen fällt es häufig noch schwer, sich an die modernen Entwicklungen anzupassen, es kommt außerdem vor, dass sowohl die Geschäftsführung als auch die Angestellten solcher Unternehmen weiterhin keinen Bedarf für Homeoffice-Regelungen sehen und somit auch keine Schritte in diese Richtung einleiten.
Einer der häufigsten Gründe zum Ablehnen des hybriden Arbeitens ist der Mangel an Kontrolle. Für ein solches System muss die Führungsebene seinen Mitarbeitern vertrauen können. Dies ist, wie bereits am Beispiel von JPMorgan gesehen werden konnte, häufig nicht der Fall. Natürlich kann ein solcher Vertrauensmangel begründet und unbegründet sein, es stellt sich jedoch die Frage, inwiefern Arbeitnehmer sich diese Einstellung gefallen lassen, sollten sie in ihrer Arbeitgeberwahl flexibel sein.

 

Die Zukunft ist hybrid

Homeoffice oder hybrides Arbeiten ist ein Trend, der durch die Corona-Pandemie Präsenz erlangt hat und der nicht einfach verschwinden wird. Auch wenn manche Unternehmen dem Konzept noch immer zögerlich gegenüberstehen, wird der Druck seitens der Beschäftigten und auch der Wettbewerber größer. Unter dem Aspekt, dass man generell nur Personal einstellen sollte, dem man Vertrauen entgegenbringen kann, sollte man sich als Führungskraft auch dafür einsetzen, dem besagtem Personal die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu bieten. Vertraue ich meinen Angestellten nicht, sollte ich überlegen, ob sie dann überhaupt zu meinem Unternehmen passen. Sicher ist jedoch, dass die Entwicklung in Richtung Digitalisierung weitergehen wird und sich Betriebe darauf einstellen müssen, gute Mitarbeiter an Konkurrenten zu verlieren, die ihnen das bieten, was sie nicht tun. Innovation, Agilität und Flexibilität sind die Zukunft. Dies kann für viele Unternehmen eine Menge Potential bedeuten. Wer das allerdings nicht erkennt, wird sich wohlmöglich in einer Arbeitswelt wiederfinden, auf die man nicht vorbereitet ist und die einem Chancen bietet, die man aufgrund mangelnder Angepasstheit nicht wahrnehmen kann.[1].

 

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[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1204173/umfrage/befragung-zur-homeoffice-nutzung-in-der-corona-pandemie/#professional

[2]  https://www.institutional-money.com/news/vermischtes/headline/home-office-deutsche-bank-und-jpmorgan-gehen-unterschiedliche-wege-206494/

[3]  https://www.ft.com/content/547a4dc2-e11b-4e8f-b526-cbf135ba7b4d

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