Juni 2020 Finanzwelt

MERGERS & ACQUISITIONS: CORONA VERTIEFT TALFAHRT

Nach dem Handelsstreit zwischen den USA und China wirkt sich nun auch die Pandemie auf das Mergers & Acquisitions Geschäft aus, so Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks. 

M&A Holzwürfel

Der Handelsstreit zwischen den USA und China hatte bereits 2019 tiefe Spuren im M&A-Geschäft hinterlassen. Auch Europa wurde mit nach unten gerissen. So ging der Transaktionswert chinesischer Übernahmen in Europa im ersten Halbjahr 2019 um 84 % zurück. Am schlimmsten traf es die hauptsächlichen „Streithansl“ der Auseinandersetzung, die sich ja nun schon seit Jahren in der Wolle liegen: zwischen 2016 und 2018 brach das Dealvolumen zwischen den USA und China um 95 % ein. 

Eine Beruhigungspille aber vorneweg: In den einzelnen Branchen und bei großen Deals gab es immer wieder mal Lichtblicke, auch überraschend positive Wendungen, besonders zwischen den USA und Deutschland. So genehmigte die US-Kartellbehörde Anfang April der Telekom nach jahrelangem Hakeln doch die Übernahme des US-Wettbewerbers Sprint (Kaufpreis 5 Mrd. US$). Im März hatte das US-Committee for Foreign Investment der deutschen Infineon bereits den Kauf des US-Wettbewerbers Cypress genehmigt (Kaufpreis 9 Mrd. US$). Beide Transaktionen bringen unsere Player strategisch erheblich voran. 

Die Hoffnung, dass sich durch Annäherungen zwischen Trump und Xi Jinping die M&A-Branche aus dem Tief erholen würde, schwand aber zuletzt vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Corona-Epidemie: Viele laufende Transaktionen wurden abgesagt oder auf Eis gelegt. Kaufinteressenten vertiefen die Prüfungen und suchen nach spezifischen Corona-Folgen. Der Corona-induzierte Einbruch trifft die Automobilbranche am härtesten, gefolgt von Transport und Logistik. Stabil hält sich dagegen Pharma, die wegen positiver Erwartungen bei Impfstoffen seit dem letzten November sogar zulegen konnten. 

Mit der Länge der Krise verschlechtern sich aber die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven: Statt eines „Zwischentiefs“, dem eine baldige Erholung folgen sollte, sehen die M&A-Berater zunehmend ein langes Tal vor sich. Die Käufer werden vorsichtiger, die Unternehmensprüfungen dauern länger, gehen tiefer, Dealbreaker treten in den Vordergrund. Das Finanzierungsumfeld hat sich nachhaltig verschlechtert. 

Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks 

Vorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions gem. e.V. 

www.bm-a.de 

Geschäftsführer MMI Merger Management Institut 

www.merger-mi.de 

Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks
Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks

Vorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions gem. e.V. und Geschäftsführer MMI Merger Management Institut

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