August 2021 Finanzwelt

INSOLVENZWELLE BLIEB AUS - HAPPY END FÜR DIE WIRTSCHAFT?

Die von allen befürchtete Insolvenzwelle durch Corona ist bisher ausgeblieben. Dennoch steht der Mittelstand jetzt vor großen Herausforderungen.

Insolvenzwelle blieb aus - Happy End für die Wirtschaft?

Die von vielen Experten befürchtete Insolvenzwelle durch Corona blieb bisher aus. Die ab Ende Mai stark gesunkenen Fallzahlen, der Impffortschritt und der Wegfall von Beschränkungen haben die Wirtschaft aus ihrer Schockstarre befreit. Alles hofft auf einen Aufschwung. Doch der ist gerade für den Mittelstand nicht frei von Hindernissen.

Die Frühjahrsprojektion der Bundesregierung lässt hoffen. Nach der Prognose soll das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 3,5 Prozent wachsen. In 2022 lege es dann noch einmal um 3,6 Prozent zu. Man erwarte nach der Corona-Zäsur eine merkliche Erholung der Wirtschaft und eine Zunahme des privaten Konsums.

Neben der Aufhebung von Beschränkungen werde das vor allem durch die positive Entwicklung der Industriekonjunktur und die Zunahme im Exportgeschäft befördert. In der Projektion wird von einem Wachstum der Weltwirtschaft von 5,7 Prozent in 2021 ausgegangen, entsprechend sollen die Exporte dieses Jahr um 9,2 Prozent steigen.

Aktuell keine Insolvenzwelle - Mittelstand erwartet Erholung
Nach dem Ausbleiben der befürchteten Insolvenzwelle sind positive Impulse trotzdem sehr wichtig für einen Mittelstand. Denn der hat nach mehr als einem Jahr Corona-Krise und einem Winterhalbjahr im Zeichen des Lockdowns merklich gelitten: Laut Frühjahrsumfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung kämpfen fast 30 Prozent der Befragten mit rückläufigen Aufträgen und ein Drittel klagt über Umsatzrückgänge. Besonders Dienstleister und Einzelhandel sind betroffen. Doch trotz Erschöpfung blicken viele Unternehmen positiv in die Zukunft – 30 Prozent rechnen mit steigenden Aufträgen in den nächsten Monaten.

Die wachsende Zuversicht ist auch deutlich an der Entwicklung des ifo-Geschäftsklimaindex3 zu erkennen: Nachdem dieser bereits im März und April 2021 anstieg, kletterte er im Mai auf 99,2 Punkte – und damit auf den höchsten Wert seit zwei Jahren. Der Rückgang der Infektionszahlen, wegfallende Restriktionen und eine rasche Erholung in der Industrie geben Anlass zu mehr Optimismus.

Manche Beobachter hatten mit einer Insolvenzwelle gerechnet – spätestens nach der Wiedereinführung der Insolvenzantragspflicht für alle Unternehmen im Mai 2021. Allerdings bleibt das Insolvenzgeschehen weiter auf niedrigem Niveau. Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wird es solch eine Welle in absehbarer Zeit nicht geben.

Ein Blick auf den Insolvenztrend des IWH zeigt, warum: Nach einem Anstieg im ersten Quartal waren die Zahlen bereits im April rückläufig und sanken im Mai deutlich – auf einen um 30 Prozent niedrigeren Wert als im Vorjahresmonat. Die zunehmenden Lockerungen und einige noch bis Jahresende laufende staatliche Hilfen unterstützten die Erholung selbst in geschwächten Branchen wie Gastgewerbe oder Einzelhandel. Doch auch wenn Masseninsolvenzen aktuell unwahrscheinlich sind: Unsicherheiten bleiben.

Unternehmen klagen vermehrt über Rohstoffknappheit und Materialengpässe, zudem wächst bei Beobachtern die Sorge vor einer zunehmenden Inflation. Auch die Gefahr einer weiteren Pandemiewelle, durch weitere Mutationen des Erregers, ist nicht gebannt.

Keine Insolvenzwelle, aber wirtschaftliche Schieflagen
Hinzu kommt: Eine Insolvenzwelle wurde zwar bisher noch vermieden, jedoch ist von einer nicht unbedeutenden Zahl an Unternehmen auszugehen, die in den letzten Monaten allein durch Kredite und staatliche Hilfen am Leben gehalten wurden. Mit Rückkehr zur Normalität und dem Auslaufen der Unterstützungsmaßnahmen könnten sich hier vermehrt wirtschaftliche Schieflagen offenbaren. Dieses Szenario setzt auch Banken vermehrt unter Druck.

Nach dem aktuellen NPL-Barometer der BKS, der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing, erwarten die befragten Bankhäuser für 2021 40,6 Milliarden Euro an Problemkrediten. Im nächsten Jahr soll deren Summe fast 47 Milliarden Euro betragen.

Betroffen seien vor allem KMU. Hier liege die Quote an notleidenden Krediten dieses Jahr bei 3,3 Prozent und könnte in 2022 auf 3,8 Prozent ansteigen. Entsprechend rechneten Banken mit höherem Aufwand durch sanierungsbedürftige Unternehmen. Sie würden vermehrt Rückstellungen bilden, ihr Risikomanagement ausweiten und den Verkauf toxischer Kredite in Betracht ziehen.

Auch die Vorsicht bei der Neuvergabe von Firmendarlehn steigt, wie die KfW-ifo-Kredithürde zeigt. Der Index zieht bereits seit März 2020 kontinuierlich an. Zuletzt berichteten 22,5 Prozent der KMU von restriktivem Verhalten der Banken in den Kreditverhandlungen. Bei von der Krise betroffenen Branchen war der Anteil erwartungsgemäß noch höher. Die Kredithürde für Dienstleister und den Einzelhandel lag bei 27 beziehungsweise fast 28 Prozent.

Mehr Digitalisierung und Zuversicht Im Finanzierungssektor zeigt sich aber auch, wie die Pandemie digitalen Geschäftsmodellen Vorschub leistet. So konnten sich laut World Fintech Report von Capgemini und Efma Unternehmen aus der Financial Technology gerade unter COVID19 bewähren.

Die Investitionsaktivitäten stiegen Ende des letzten Jahres um 11 Prozent, die Nachfrage wuchs, es konnten weitere Marktanteile erobert werden. Dem Report zufolge zeigten sich mittlerweile 25 Prozent der globalen Kunden den Produkten der digitalen Anbieter aufgeschlossen gegenüber.

Die COVID-Krise hat letztlich in den meisten Wirtschaftsbereichen für Bewegung gesorgt. Sie wird auch mittelfristig nachwirken, neue Herausforderungen werden hinzukommen. Die momentanen Aussichten geben allerdings Anlass zu gesundem Optimismus.

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Dr. Tim Thabe

Gründungspartner und Vorstandsvorsitzender creditshelf AGKategorie: Mega Investment

Dr. Tim Thabe ist Gründungspartner und Vorstandsvorsitzender von creditshelf. Zuvor war er COO des International Corporate and Institutional Clients Business der UBS und verfügt über mehr als 10 Jahre Kreditrisikoerfahrung. Zu seinen Stationen als Senior Credit Officer sowie Rating-Berater zählen die UBS und Goldman Sachs. Dr. Tim Thabe hält einen Executive MBA von der Kellogg-WHU, ist CFA Charterholder und hat an der Universität Mannheim in Finanzierung zur Bewertung von Kreditrisiko promoviert.
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Frank Thelen

Investor: Lilium, myTaxi, Ankerkraut

Frank Thelen ist ein europäischer Seriengründer, Technologie-Investor und eine TV Persönlichkeit. Seit 1994 gründet und leitet er technologie- und designgetriebene Unternehmen. In seiner Rolle als Gründer und CEO von Freigeist Capital konzentriert er sich auf Investitionen in der Frühphase. Seine Produkte haben über 100 Millionen Kunden in über 60 Ländern erreicht. Frank Thelen war der erste Investor in Startups wie Lilium Aviation, Wunderlist, myTaxi, Ankerkraut und YFood. 2018 veröffentlichte er mit 42 Jahren seine Autobiografie „Startup-DNA“.
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Christine Kiefer

Gründerin RIDE Capital & Fintech Ladies, Mitglied des FinTechRats

Christine Kiefer ist Fintech Expertin und Gründerin von RIDE Capital. RIDE Capital ermöglicht digitales Teileigentum an Immobilien. Sie ist zudem Mitglied des FinTechRats des Bundesministeriums für Finanzen und gründete neben ihren unternehmerischen Aktivitäten die Fintech Ladies, ein Netzwerk für Frauen, die sich mit Digitalisierung im Finanzbereich beschäftigen. Vor ihrem Wechsel in die Startup-Szene arbeitete Christine Kiefer für Goldman Sachs in London.
Jan Bredack
Jan Bredack

Gründer und CEO von Veganz

Lorem Ipsum Jan Bredack gründete 2011 die Veganz GmbH, Europas erste vegane Supermarktkette. Der Unternehmer war 2014 Finalist beim Deutschen Gründerpreis, wurde Ende 2014 zur „person of the year“ von PETA gewählt und gewann 2015 den PETA Progress Award. Erfolgreich baute Jan Bredack 2017 das Geschäft von Veganz zum Markenartikler um. Veganz entwickelt und vertreibt über 160 eigene vegane Produktentwicklungen an über 10.000 Verkaufsstellen in Westeuropa.
Julia Koper
Julia Koper

Gründerin und Geschäftsführerin von Studybees - Höhle der Löwen

Julia Koper ist Gründerin und Geschäftsführerin von Studybees, einem EdTech Startup, das sie bereits während ihres Studiums im Alter von 24 Jahren gründete. 2016 pitchte sie in der Höhle der Löwen. Seitdem hat sie mit Studybees bereits mehr als 20.000 Studenten erfolgreich auf ihre Klausuren vorbereitet. Mit StudybeesPlus, einer innovativen E-Learning-Lösung, die die Hochschulbildung durch personalisierte Lernpfade revolutioniert, sollen neben Wirtschafts- und Rechtswissenschaften auch weitere Fächer und Länder folgen. Ihre Vision: Studybees zum globalen Player des Lernens im Bereich Higher Education zu machen.
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Johannes Jäschke

Podcast-Host – Erstes Unternehmen mit 14 gegründet

Mit 14 Jahren gründete Johannes Jäschke eine Künstleragentur und verkaufte seine Anteile mit 18. Danach entwickelte er eine künstliche Intelligenz (mit Sonderpreis für K.I. von Jugend-Gründet ausgezeichnet), bis das Team zerbrach. Parallel zum Studium gründete er die "Sqorl GmbH", welche mit 11 Mitarbeitern über 2.000 Produkte verkaufte. 2019 kam es wegen schnellen Wachstums zu Liquiditätsengpässen und Sqorl war beinahe insolvent. Aus dieser Erfahrung entstand sein Podcast über den Umgang mit Fehlern: "Des Phoenix Asche".
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Dr. Ayesha Khanna

Gründerin ADDO AI. 2017 lt. Forbes TOP 4 KI-Unternehmen in Asien

Dr. Ayesha Khanna ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin von ADDO AI. Zuvor arbeitete sie zehn Jahre lang an der Wall Street und entwickelte Risiko- und Handelssysteme. Für Fintech Asia ist sie eine der führenden Köpfe in der Finanztechnologie.
Franziska Wessel
Franziska Wessel

Mitorganisatorin und Pressesprecherin „Fridays for Future“ Berlin

Franziska Wessel ist eine Mitorganisatorin der „Fridays for Future“-Demonstrationen in Berlin. Ihre klare Mission: Die globale Erderwärmung stoppen und das Klima retten. Schon kurz, nachdem sie der Bewegung als Unterstützerin beigetreten ist, wurde sie zur Social-Media-Managerin ernannt und übernahm die Kommunikation mit der Berliner Presse. Den „Job“ als Klimaaktivistin leistet sie neben der Schule – die 15-jährige besucht ein Gymnasium in Berlin.
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Süleyman Daral

Wirtschaftspsychologe, Mitbegründer der SeedCom capital management Holding

Süleyman Daral, Wirtschaftspsychologe, Mitbegründer der SeedCom capital management Holding, einer Beteiligungsgesellschaft für IT Projekte, ist seit über 15 Jahren als Trainer, Coach und Consultant im Bereich Sales und digitale Lösungen tätig. Empfehlungsmarketing, digitale Transformation und emotionales Verkaufen gehören zu seinem Spezialgebiet. Süleyman Daral ist einer der ursprünglichen Mitbegründer der crea union Software GmbH und hat dabei fundierte Erfahrungen im Bereich Software und App-Entwicklung gesammelt. Als studierter Wirtschaftspsychologe sowie aktiver Sales Trainer kann er neue und innovative Lösungen für Trainings entwickeln, indem er beide Welten miteinander kombiniert. Sein aktuelles Fokus-Projekt ist die www.on-academy.de Software, mit der Trainer virtuelle Akademien betreiben können. Zudem ist „Sülo“ einer der vier Köpfe hinter der MyCo AG, die sich das Ziel gesetzt habt, Trainer in ihrer digitalen Transformation zu unterstützen.
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Kerstin Hardt

Expertin für mental Training, Stressprävention, Ernährung und Bewegung

Kerstin Hardt studierte Sportwissenschaft sowie Ernährung und absolvierte zahlreiche Zusatzausbildungen. Die Bestseller-Autorin ist bekannt durch ihre Fernsehauftritte, unter anderem bei Sat1 und dem ZDF. Sie war eine der Top Ausbilderinnen der Firma Puma, arbeitet im Leistungssport und gehört aktuell zu dem wissenschaftlichen Gremium von Infarkt Projekt. Kerstin Hardt unterstützt die Fachpresse (u. a. FOCUS/ Handelsblatt/Food Forum) mit Artikeln und Beiträgen zu aktuellen Ernährungs- und Gesundheitsthemen.
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