Vier Regeln für Unternehmenskäufe in Corona-Zeiten

Es ist ein altbekanntes Phänomen: Eine Krise am Markt drückt die Preise. In Zeiten von Corona ist dies vor allem für Unternehmenstransaktionen ein Thema. Denn nachdem der Markt für mittelständische M&A in den letzten Jahren kontinuierlich anzog, fallen derzeit die Kaufpreise. Viele Unternehmen stehen finanziell unter Druck: Eine Sonderbefragung von KfW Research ergab, dass der Mittelstand im zweiten Quartal 2020 Einbußen in Höhe von mindestens 250 Milliarden Euro hinnehmen musste. Über 60 Prozent der Betriebe sind von Einnahmeausfällen betroffen, bei fast der Hälfte der Unternehmen reicht die Liquidität maximal noch für zwei Monate. Nicht wenige denken dann über einen Verkauf nach. Entsprechend sehen Käufer derzeit die Chance, gute Geschäfte zu machen. Doch Akquisitionen sollten gut geplant sein und effektiv realisiert werden – unter Corona trifft dies umso mehr zu. Wir haben hier daher vier Regeln aufgestellt, die Käufer beachten sollten, bevor sie einem Deal zustimmen.

Erste Regel: Nur aus gutem Grund kaufen

Niemand sollte etwas nur deshalb erwerben, weil es gerade günstig ist – vor allem kein Unternehmen. Strategische Ziele, erhoffter Mehrwert und entstehende Vorteile sollten immer vor der Anbahnung einer Transaktion durchdacht und ausformuliert werden. Wer sich intensiv mit seinen Gründen für einen möglichen Kauf auseinandergesetzt hat, wird auch schnell realisieren, welchen Aufwand er bereit ist dafür zu tragen. Zudem stehen die Entscheider vor wichtigen Fragen: Ist man bereit für das Vorhaben? Passt es in die Unternehmensstrategie? Stehen Kosten, Nutzen und Risiko im Verhältnis zueinander? 

Ziele sind vielfältig

Die Ziele hinter Akquisitionen können indes ganz unterschiedlich sein. Dabei kann es darum gehen, sich neue Kunden oder Regionen zu erschließen. Oder aber ein Unternehmen versucht, sich eine bessere Wettbewerbsposition in seinem Segment zu sichern. Möglich ist auch, dass sich ein Betrieb neuen Branchen öffnen, also sich diversifizieren möchte. Ebenfalls denkbar: Eine Firma will Synergien ausschöpfen. Das könnte etwa ein Online-Händler sein, der ein Logistik-Unternehmen erwirbt.

 

Zweite Regel: Sein Akquisitionsobjekt auf Herz und Nieren prüfen

Bevor man kauft, gilt es, das Unternehmen intensiv zu durchleuchten. Aufbau, vorhandenes Know-how, Technologie, Kunden- und Lieferantenbeziehungen, Partnernetzwerk, Verwaltung, Betriebsmittel, Assets: Je mehr ein potenzieller Käufer weiß, desto besser kann er Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Deshalb ist es unerlässlich – am besten mit Expertenhilfe –, Zahlen, Unterlagen und Planungen zu begutachten und zu analysieren. Unternehmensbewertung  und Risikoprüfung sind hierbei wichtige Themen.

Ein Gefühl für den Betrieb bekommen

Neben der theoretischen Annäherung sollten sich Unternehmer auch ganz praktisch mit dem Betrieb vertraut machen. Ein beliebtes Mittel sind hier die Vor-Ort-Termine. Dabei sollte man sich, soweit es derzeitige Schutzverordnungen zulassen, alles genau zeigen und erklären lassen. Darüber hinaus lohnt es sich, auch mit dem Personal ins Gespräch zu kommen – am besten spontan. In Summe entsteht so ein umfassendes Bild von Wirtschaftlichkeit, Abläufen und dem Alltag eines Unternehmens. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, kann es durchaus sinnvoll sein, sogar mit Kunden, Partnern, Lieferanten oder Wettbewerbern ins Gespräch über das Zielunternehmen zu kommen. Jedes dieser Puzzleteile hilft letztlich bei der Einschätzung, ob sich ein Kauf in Zeiten von Corona lohnt oder nicht – und auch, wo eventuell versteckte Defizite eines Betriebes liegen.

 

Dritte Regel: Neues nachhaltig eingliedern

Es geht nicht nur darum, einen guten Deal zu machen. Ein erworbenes Unternehmen kann anfangs noch so vielversprechend sein – wird es nicht optimal in die bestehenden Strukturen eingebettet, kann es sich schnell zum Minusgeschäft und zur Belastung für den Käufer entwickeln. Prozesse, Verwaltung, steuerlich-rechtlicher Rahmen, Logistik, Vertrieb, Management: Alles muss zeitnah und wirtschaftlich mit vorhandenen Abläufen verknüpft werden können. Ein wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang auch das Fachpersonal. Denn die Mitarbeiter sollten reibungslos in den veränderten Kontext eingeführt werden – und sich unter den neuen Bedingungen wohlfühlen. Dazu bedarf es entsprechender Gesprächsangebote, Meetings und Coachings. Erwartungen und Befürchtungen sollten angehört und ernst genommen werden. Das neue Management muss von Anfang an klar, verständlich und angemessen kommunizieren: Was erwarten wir als Arbeitgeber? Welche Perspektiven eröffnen wir Mitarbeitern im Gegenzug? Da gerade in Krisenzeiten Veränderungen immer mit Hoffnungen, Vorbehalten und Ängsten verbunden sind, ist insbesondere eine effektive Change Communication ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Mit weiteren Investitionen rechnen

Es kann auch sein, dass ein erworbenes Unternehmen zwar weitgehend zuverlässig arbeitet, in Teilen jedoch defizitär ist. Gerade bei Betrieben, die durch den Lockdown ins Straucheln geraten sind, ist das nicht unwahrscheinlich. Daher braucht es als Übernehmer oft die Bereitschaft und Kapazitäten, um einzelne Bereiche effektiv zu optimieren, zu modernisieren oder zu restrukturieren. Hier zeigt sich, dass ein geringer Preis noch lange kein Garant für ein gutes Geschäft ist. Nur wenn das erworbene Unternehmen auch im neuen Kontext dauerhaft rentabel arbeitet, war die Akquisition ein Erfolg.

 

Vierte Regel: Die Finanzierung nicht vergessen

Es scheint trivial, ist es aber nicht: Wer kaufen möchte, muss den Kauf auch stemmen können. Im Unternehmen sollte also entweder genug Liquidität vorhanden sein oder entsprechendes Fremdkapital kurzfristig hinzugezogen werden. Die eigene Geschäftslage muss dabei gerade vor dem Hintergrund von Corona realistisch betrachtet werden: Ist abzusehen, dass sie auch unter der derzeit unsicheren Entwicklung dauerhaft stabil bleibt? Erlaubt die Finanzplanung, eine weitere Firma zu übernehmen und erfolgreich einzugliedern? Welche Finanzierungsoptionen stehen bereit?

Corona erschwert klassische Finanzierung weiter

Gerade die letzte Frage kann das Zünglein an der Waage sein. Denn die Fremdfinanzierung ist bei kleineren M&A nicht selten eine komplexe Angelegenheit. Bei umfassenden Transaktionen sind Großbanken oder Anbieter wie Private Debt Fonds zur Stelle. KMU-Übernahmen fallen jedoch oft in das Ressort kleinerer, regionaler Banken. Und für diese Geldgeber sind die Risiken bei Unternehmensübernahmen oft schwer zu kalkulieren. Entsprechend zögerlich sind jene bei der Kreditvergabe. Hinzu kommen strikte Eigenkapitalvorschriften und Großkreditgrenzen, die ein Engagement der Häuser zusätzlich erschweren. Aktuell lassen zudem die Rezession und die Ängste vor massiven Kreditausfällen viele klassische Geldgeber noch vorsichtiger agieren.

 

Die Kreditplattform als Option

Eine Finanzierungsalternative für KMU-Übernahmen bieten technologiebasierte Kreditplattformen wie creditshelf. Hier besitzt man bezüglich M&A ein spezifisches Know-how in der Risikoanalyse. Daneben setzen die Experten in der Kreditprüfung auf ein mehrdimensionales Risikomodell und Technologien wie KI. Dadurch können sie zeitnah und verlässlich ermitteln, ob Zahlen, Geschäftsmodell und strategische Planung überzeugen – und ein Übernahmeprojekt entsprechend unterstützt werden kann.

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